Presse

… “ Wirklich komische Resultate: Das alles könnte Stoff für eine platte deutsche Komödie sein, mit Bildern aus der Großstadt über die Probleme und Wehwehchen von Menschen, die eigentlich völlig sorglos leben könnten. Doch durch die Grundentscheidung, die Kamera zum Protagonisten zu machen und alles als einen „Nichtfilm“, als eine Art Familienvideo zu erzählen, wird der auf den ersten Blick naive Inhalt verfremdet, was sehr komische Resultate zeitigt. Regisseurin dieses erfrischenden Regiedebüts ist die 68-jährige bayerische Kabarettistin Ulla Geiger, die im Film „Frau KF“ ihre Stimme leiht. „Wir drehen keinen Film“ ist voll hintergründigen Humors, ohne jemals mit dem Zeigefinger auf platte Klischees über Psychoanalyse und Selbstfindung hinzuweisen. Humoristisch knüpft Geiger an Karl Valentin und Liesl Karlstadt an, filmisch steht sie in einer langen Reihe von „Kamerafilmen“, etwa Matias Bizés „Sábado: Das Hochzeitstape“ (2003).“
vollständige Kritik FILMDIENST
Verfasser: Wolfgang Hamdorf

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… „Die griechische Tragödie muss her:
… seine kurzwährende Affäre Sigrid (Claudia Helene Hinterecker), mit der Kurt an Shakespeares „Sommernachtstraum“ arbeitet. Aus der Zusammenarbeit – er gibt Demetrius, sie Helena – entsteht ein One-Night-Stand, der Sigrid verliebt und Kurt genervt zurücklässt: in der Konstellation jener Szene aus dem Stück also, die Kurt und Sigrid bei den Proben üben. Den Deutungsrahmen für Kurts Unglück holt sich „Wir drehen keinen Film“ aus der griechischen Tragödie. Inga (Isabella Leicht), die Theaterregisseurin, nennt das „das unschuldig Schuldig-Werden“: Menschen kreisen nur um ihre eigenen Probleme und sind deshalb außerstande, die Bedürfnisse anderer wahrzunehmen.“
vollständige Kritik auf critic.de
Verfasserin: Manon Cavanga 21.4.2020

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… „Das macht den Reiz des Films aus: Die einzelnen Szenen, in denen Kurt sich mit seiner Umwelt anlegt – niemals in überzogener Weise, niemals too much, immer in der Alltagsrealität verwurzelt. Aber dafür in extremem Maße. Beim Jobben in der Boutique drängt er der Kundin ein knallrotes Kleid auf, dann einen lilanen Wuschelschal – nicht, weil sie es will, sondern weil er sich das so ausgedacht hat. Für die Kamera befragt er sie nach ihren Ideen von Liebe und Nähe und wird zurecht gefeuert. Seinen Freund Johnny versucht er zu überreden, ebenfalls Schauspieler zu werden, merkt nicht, wie der in seinem Leben glücklich ist. Kurt zerfällt förmlich, als Johnny und seine Freundin ihre Verlobung bekannt geben: Was für eine Schwachsinnsidee – ein Gedanke, der denn auch konsequent zum amüsanten Eklat im Brautmodengeschäft führt. Und andersrum lernt Kurt eine weltreisende Französin kennen, oh, sie ist so frei wie er – er verliebt sich. Und treibt sich in den Nervenzusammenbruch, als sie auf ihrer Freiheit besteht“ …
vollständige Kritik KINOZEIT
Verfasser: Harald Mühlbeyer

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In diesem Artikel der CINEARTE vom 12.3.2020  wird die Frage beantwortet, wie es dazu kam, dass Ulla Geiger erst mit Mitte 60 ihren Debütfilm drehte.
Cinearte 470 – Entstehungsgeschichte WIR DREHEN KEINEN FILM
Der Artikel findet sich auch im Blog „out takes“ von crew united
Making Of: Wir drehen keinen Film in out takes

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“ … und doch braucht sich Ulla Geigers Film nicht hinter vielen deutschen Debütfilmen zu verstecken. Im Gegenteil, denn Geigers Film hat etwas, dass viele Abschlussfilme von Filmstudenten nicht haben: Sie erzählt aus einem Fundus an Lebenserfahrung und ist vor allem dazu in der Lage, diese Erfahrung erzählerisch umzusetzen.
Bemerkenswert pointiert zeigt sie den stets mit anderen hadernden Kurt, einen Mann, der lange nicht verstehen will, dass seine Probleme bei ihm selbst beginnen. Aus langen Dialogszenen besteht der Film, meist in einer Einstellung gefilmt, die dem Geschehen zusätzlich Authentizität verleiht. Die ein oder andere konventionelle Entwicklung verzeiht man da gerne, denn am Ende ist „Wir drehen keinen Film“ ein überaus gelungener, genau beobachteter Film über den modernen Mann und seine Bindungsängste.“

ganzer Artikel: Kritik auf programmkino.de
Verfasser: Michael Meyns ca. 23.1.2020 auf programmkino.de

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auf Facebook von Queer View:

… Ruhig bleiben, das fällt bei diesem Neurosenbündel KURT aber auch wirklich reichlich schwer. Selbstabsorbiert, … bereichert er seine Umwelt mit den ungebetenen Ratschlägen auf Gebieten, in denen er selbst längst kläglich gescheitert ist. Mit der Empathie eines Betonmischers dreht er unermüdlich und lautstark den eigenen Mist herum. Wenn es dann auch noch um Frauen und Nähe geht, nimmt die Comedy so richtig Fahrt auf.

Begegnen möchten wir einem realen Kurt bitte, bitte nicht. So gnädig aber ist das Leben wohl nur zu den wenigsten. Aus der sicheren Distanz zur Leinwand und mit einem vielschichtigen Humor aber birgt Geigers Debütfilm auch für uns therapeutische Qualitäten. Zwar sehnen wir uns schon bald nach einer Dusche, die Kurt von uns wieder abspült – können aber gleichzeitig mit schmunzelnder Erwartung nicht von der Neugierde loskommen, auf welch einen verschrobenen Gedanken er wohl als Nächstes kommen wird, sein Leben zu verschlimmbessern. …

Und so wird das Rädern durch eine uns überbeanspruchende Figur letztendlich doch zu einer Massage. Währenddessen freilich, da kann sie schon mal schmerzen. Das geht nicht anders. Nicht bei Kurt.

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… „Ulla Geiger lässt ihren Protagonisten mit einer Kamerafrau und einer brillant-peinlichen Selbstbespiegelung in ihrem Film alleine – sehr zum Ergötzen des Publikums. Hin- und hergerissen zwischen Sympathie und Verachtung taucht der Betrachter tief in die Seele des Protagonisten ein und entdeckt, zu seinem schaurig-schönen Entsetzen, dadurch auch die eine oder andere Seite des eigenen Egos, lautete die Begründung der Jury.“

… „Ulla Geiger ist eine wunderbare kleine Geschichte gelungen, die ebenso menschlich wie humorvoll, satirisch und ehrlich ist – ebenso wie seine Produzentin und Regisseurin.“

Augsburger Allgemeine zum Ellinor Holland Preis – Verfasserin: Alexandra Lutzenberger 12.4.2018

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„… Doch schon am Freitag hatte es beim Ball der Filmemacher einen Sieger der Herzen gegeben. Die Schauspielerin Ulla Geiger kam erst mit über 60 Jahren zum Filmemachen und hatte außer Konkurrenz ihren Film „Wir drehen keinen Film“ mitgebracht. Und den präsentierte sie auf der Bühne des Stadttheaters so witzig und liebenswert, dass sie an diesem Abend zum Liebling der Besucher wurde. Sie erfüllte sich mit dem Film einen Lebenstraum – ihr Film ist witzig, anders und total indie. Der Inhalt: Kurt, 35, Schauspieler, eckt immer wieder an und engagiert deshalb eine Kamerafrau, die ihn nun in allen Lebenssituationen filmt. Der Film wird in der Landsberger Kunstnacht bei der Ellinor Holland Kunstpreisverleihung im September nochmals zu sehen sein.“

Augsburger Allgemeine zum Snowdance Festival 2018 – Verfasserin: Alexandra Lutzenberger Februar 2018

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… „Ungewöhnlich ist in der Tat der dem Genre „Mockumentary“ zugeordnete Film. Ein fiktionaler Dokumentarfilm, der das Genre parodiert. Durch die streng subjektive Kameraführung und den Off-Ton der Kamerafrau wird eine scheinbar reale Geschichte vorgegaukelt. Das englische „to mock“ bedeutet „vortäuschen, verspotten“, dazu kommt „documentary“ für „Dokumentarfilm“ …

… „Vieles an Ulla Geiger ist ungewöhnlich, allerdings erst auf den zweiten Blick. Die sehr kleine, sehr zierliche Dame mit der interessanten Kopfbedeckung kommt zunächst sehr spröde daher, dann durchaus bestimmt, auch nachdenklich, und es dauert eine Weile, bevor man ihren feinen, hintergründigen Humor entdeckt. Ähnlich geht es auch im Film. Das anfänglich gewollt Amateurhafte entwickelt einen sehr eigenen Sog, mit Anlehnungen an die klassische Tragikkomödie, mit Humor und gelegentlichem Tiefgang, mit überspitzten Klischees und Anspielungen.

Gerade die männliche Hauptrolle (hervorragend, weil wunderbar ambivalent gespielt von Michael Ransburg) bietet dem Zuschauer unterschiedliche Projektionsflächen. Verwöhntes Muttersöhnchen, das ein Leben lang unter den hohen Erwartungen der Mutter leidet. Partnerersatz für den früh verschwundenen Vater. Egozentrisch, narzisstisch, bindungsunfähig. Und doch voller Elan, guter Laune und Willen.“

Augsburger Allgemeine – Verfasserin: Silke Feltes 15.9.2018

ganzer Artikel

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