so fing’s an

Radio Interview „Entstehungsgeschichte“ mit Ulla Geiger auf egoFM
 

WIE SICH DAS THEMA „NÄHEÄNGSTE“ BEI ULLA GEIGER ENTWICKELTE

Mit Anfang 20 fing Ulla Geiger an, sich mit Psychologie zu beschäftigen. Unter anderem fand sie heraus, dass die Familienkonstellation von Männern mit Näheängsten immer eine ähnliche ist: Die Mutter fühlt sich von einem abgewandten Vater alleingelassen und ungeliebt. Dieses Abwenden kann ein Fremdgehen sein, ein Rückzug in Arbeit, das Verlassen der Familie oder schlicht ein ausgiebiges Schweigen. Um doch noch Liebe zu bekommen, wendet sich die Mutter ihrem kleinen Sohn zu. Kinder müssen die Eltern ja schließlich lieben! Und so wird der kleine Prinz unfreiwillig zum Partnerersatz. Da ein kleiner Junge aber kein Partnerersatz sein kann, scheitert er an dieser Rolle. Er fühlt er sich unangenehm, hilflos und überfordert. Kinder können die Probleme der Eltern nicht lösen. Das Tragische ist aber, dass sie es versuchen. Sie wollen geliebt und gesehen zu werden, tun alles … und scheitern natürlich. Diese Zusammenhänge werden im Unterbewusstsein eingeschlossen und das Einzige, was der erwachsene Mann von dem ganzen Drama noch wahrnimmt, ist ein Unwohlgefühl, in dem Moment, in dem eine Frau Forderungen an ihn stellt. Sie möchte vielleicht die Erwiderung ihrer Gefühle, eine feste Beziehung, heiraten, Kinder etc. Sie möchte vielleicht einfach nur sagen. „Ich liebe dich! Ich brauche dich!“ Aber das kann schon zu viel sein. Dann bleibt diesem Mann nur die Flucht aus der unerträglichen Situation. Die Zusammenhänge verstehen weder er selbst noch die betroffenen Frauen. Die Männer werden von den Frauen meist beschimpft und gehasst. Doch sie können letztlich nichts dafür. Natürlich kann es die gleiche die gleiche Konstellation auch andersherum geben  – dann ist die Frau diejenige, der es zu eng wird.

Dieses Phänomen des „Verschwindens“ gibt es schon seit Jahrhunderten. Nur die Spielarten haben sich geändert. Während frühere Generationen noch wegen der Kinder zusammengeblieben sind, ist heutzutage beim Online-Dating  das sogenannte „ghosting“ an der Tagesordnung. Das Objekt der Begierde unterbricht ganz einfach ohne einen Grund anzugeben alle bestehenden Kontakte, und der/die „Geghostete“ bleibt meist zurück mit Selbstzweifeln, etwas falsch gemacht zu haben.

DAS LERNEN IN DER FILMBRANCHE

Nach einem Kunststudium fand Ulla Geiger heraus, dass sie Filme machen wollte, und begann vom Klappe-Schlagen an aufwärts zu lernen, wie man das macht. Aber es entwickelte sich kein gerader Weg. Nach 10 Jahren Regieassistenz ging es über Kabarett zur Schauspielerei und parallel über einen Demobandservice zu Schnitt und Regie. In Kurzfilmen (Regie, Kamera, Licht und Schnitt) hat sie eine spezielle Arbeitsweise entwickelt: Die Improvisation und das Mitspielen der Regisseurin aus dem Off.

„LASS ES UNS EINFACH MACHEN!“

Den Plot zu WIR DREHEN KEINEN FILM hatte Ulla Geiger seit 2014 im Kopf. 2015 hat sie Michael Ransburg als Hauptrolle KURT ins Boot geholt und ihn erst mal in einem Kurzfilm „ausprobiert“. Dabei kam auch Stefanie von Poser mit dazu und es entstand „WER EINSAM IST, DER HAT ES GUT …“, in dem eine Frau und ein Mann am „Morgen danach“ berichten.

Im Juni 2015 hat Michael dann bei einem Treffen mit Ulla im Cafe (und einer wiederholter Debatte über das Filmprojekt und wie das denn funktionieren soll) gesagt: „Wenn wir ewig auf günstige Umstände warten, wird das nie was: LASS ES UNS EINFACH MACHEN!“

In einem Schwall von Vorahnung, was da auf sie zukommt (hat sich dann bewahrheitet!) dachte Ulla Geiger OH GOTT! Zu Hause hat sie aber sofort begonnen, das Drehbuch zu schreiben und die Rollen zu besetzen. Der „KURT-Zug“ war losgefahren, und nach und nach sind immer mehr Leute eingestiegen.

Der Film bekam den Arbeitstitel KURT SUCHT SICH SELBST und wurde als reiner Independentfilm geplant. Er sollte ohne Förderungen und Senderbeteiligung in vollkommen freier Kreativität verwirklicht werden. Förderungen und Sender haben oft bestimmte Vorstellungen, die sich meist an Besucherzahlen und Einschaltquoten orientieren. Es sei ihnen unbenommen, aber so fallen oft unkonventionelle Konzepte und Besetzungen mit unbekannteren Schauspielern durch den Rost. Auch sollte mit Improvisation gearbeitet werden, und kann ein Drehbuch ohne Dialoge von einer schon etwas in die Jahre gekommenen Newcomerin ein Gremium für Fördergelder überzeugen?!

BEI DER REALISIERUNG WAR VIEL GLÜCK IM SPIEL

Glück mit hervorragenden Schauspielern, denen Stoff und Rolle gefielen, mit tollen Motiven, mit kompetenten alten Hasen allen voran HANS ALBRECHT LUSZNAT für die Bildgestaltung, UWE BENDIXEN – BENDIXEN MEDIA SERVICE für die Postproduktion, HANNES BERTOLINI für die Musik, und einigen anderen professionellen Mitarbeitern (siehe Menü „Crew“). Da gespart werden musste, war das Team aber sehr klein – was absolut auch entspannende Aspekte haben kann! Ulla Geiger kramte ihre in 10 Jahren Regieassistenz angesammelten Kompetenzen in puncto Dreh-Organisation zusammen und machte selbst die Produktionsleitung und die Motivsuche. Zusätzlich zur Regie war das schon ein Kraftakt! (Einmal musste sie sogar selbst Sandwiches schmieren)

Aber … geschafft!